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Praxisbeispiel: Gute Ideen

Überzeugende Ansätze, wie die berufliche Anerkennung noch besser in der betrieblichen Praxis verankert werden kann, sind immer gefragt. Darum hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Unternehmenspreises „Wir für Anerkennung“ neben guter Praxis auch nach guten Ideen gefragt – und die gibt es!

So integriert ein global agierendes Chemieunternehmen zur Sicherung seines Fachkräftebedarfs die berufliche Anerkennung von Fachkräften mit einem ausländischen Berufsabschluss in eine länder-übergreifenden Ausbildungskooperation mit Spanien.

Dabei möchte das Unternehmen seinen wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden. Das Thema Fachkräftesicherung ist für den Konzern mit rund 114.000 Mitarbeitenden eine Herausforderung. Um ihr zu begegnen, ging das börsennotierte Chemieunternehmen im Jahr 2013 einen ebenso ungewöhnlichen wie erfolgreichen Weg: Gemeinsam mit der spanischen Berufsfach-schule Comte de Rius und einem spanischen Tochterunternehmen startete das Unternehmen eine Ausbildungskooperation, in der seitdem pro Jahr 15 bis 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer starten. Unterstützt wurde es dabei von der IHK Pfalz und der IHK FOSA.

ES HANDELT SICH HIERBEI UM EIN PROGRAMM ZUR QUALIFIZIERTEN ZUWANDERUNG. EIN WESENTLICHER BAUSTEIN DER KOOPERATION IST DIE KOMBINATION AUS THEORIE UND PRAXIS UND DAMIT VERBUNDEN EINE MÖGLICHE GLEICHWERTIGKEITSANERKENNUNG.

Sprecher Chemieunternehmen

Spanien weist mit durchschnittlich 40,5 % die zweithöchste Jugendarbeitslosigkeitsquote in der Europäischen Union auf. In manchen Regionen liegt sie sogar bei rund 60 % (Statista, März 2017 und Eurostat, Januar 2017). Das Programm des Unternehmens bietet jungen Spanierinnen und Spaniern eine berufliche Perspektive in Deutschland. 

An der Berufsfachschule Comte de Rius erwerben die jungen Leute die Qualifikation zum „Técnico Superior en Química Industrial“. Schon während dieser theoretischen Ausbildung absolvieren die Auszubildenden Praxisblöcke in Deutschland und Spanien sowie intensive Sprachkurse. Um das Praxiswissen an die deutschen Ausbildungsstandards anzugleichen, findet nach dem erfolgreichen Schulabschluss in Spanien zunächst eine 17-monatige Praxisphase in Deutschland statt. Anschließend beantragt das Unternehmen für die Absolventinnen und Absolventen des Programms die berufliche Anerkennung für den Beruf der Chemikantin beziehungsweise des Chemikanten. 

Das Unternehmen unterstützt die spanischen Auszubildenden im Rahmen des Anerkennungs-verfahrens mit zahlreichen Angeboten:  Information und Beratung der Teilnehmenden, Unterstützung bei der Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen, zentrale Antragstellung und Übernahme der anfallenden Kosten

DURCH DAS PROGRAMM WERDEN DIE TEILNEHMENDEN FRÜHZEITIG MIT DER ARBEITSWELT DES CHEMIEUNTERNEHMENS VERTRAUT GEMACHT. DURCH DIE ANERKENNUNG STEHEN IHNEN DANN DIE GLEICHEN CHANCEN AUF BESCHÄFTIGUNG UND WEITERBILDUNG OFFEN WIE UNSEREN EIGENEN AUSZUBILDENDEN.

Sprecher Chemieunternehmen

Eine andere Idee haben die Bayerische Ingenieurekammer-Bau in Kooperation mit bayrischen freien Trägern eingebracht: Sie entwickelten als Netzwerkinitiative die „Chancenbörse –  Ingenieur-Know-how in der Praxis“ als niederschwelligen Ansatz, um bereits anerkannten Ingenieurinnen und Ingenieuren aus dem Ausland den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Wesentlicher Bestandteil ist hier eine achtwöchige Arbeitserprobung.

Als Vermittlungsplattformen dienen die Mitgliederzeitschrift „Ingenieure in Bayern“, ein Newsletter und ein Internetportal: Hier werden die Ingenieurinnen und Ingenieure kurz vorgestellt und Unternehmen über die Möglichkeit eines Kennenlernens im Rahmen einer Arbeitserprobung informiert. Bei Interesse organisiert eine der drei Netzwerkorganisationen ein erstes telefonisches, schriftliches oder auch persönliches Kennenlernen für einen Betrieb. Bei gegenseitigem Interesse wird im Anschluss ein auf acht Wochen befristeter Arbeitsvertrag geschlossen. Im besten Falle führt dieser zu einer Festanstellung, in jedem Falle aber zu einem Arbeitszeugnis. 

Die Netzwerkinitiative steht den Ingenieurinnen und Ingenieuren ebenso wie den Unternehmen während der Arbeitserprobung als Ansprechpartner zur Verfügung und stellt die formalen Rahmenbedingungen (z.B. Arbeitsvertrag, Mindestlohn, Arbeitszeugnis) sicher.

VIELE UNTERNEHMEN SIND UNSICHER, OB DIE IM AUSLAND QUALIFIZIERTEN INGENIEURINNEN UND INGENIEURE ÜBER DAS NÖTIGE FACHWISSEN UND DIE ERFORDERLICHEN SPRACHKENNTNISSE VERFÜGEN. IM RAHMEN DER ARBEITS- ERPROBUNG KÖNNEN SIE DIE PERSONEN KENNEN LERNEN UND IHRE SKEPSIS IM BESTEN FALLE VERLIEREN.

Bayerische Netzwerkinitiative „Chancenbörse